Mit People, Power und Perspektive in die Zukunft des Mittelstands

Im Vorstand der Beteiligungsgesellschaft HANNOVER Finanz arbeitet Jürgen von Wendorff eng mit mittelständischen Unternehmen zusammen, die etwas bewegen wollen. Ich habe mich mit ihm über das Corona-Jahr 2020 unterhalten und ihn nach seiner Prognose für den deutschen Mittelstand befragt.

 Werfen wir zunächst einen Blick zurück in das Corona-Jahr 2020: Wie ist es Ihnen mit Ihren Beteiligungen ergangen und wo lagen die größten Probleme bei Ihren Unternehmen, Herr von Wendorff?

Aktuell sind wir bei 35 Firmen beteiligt und haben daher Einblick in unterschiedlichsten Branchen. In der ersten Phase der Pandemie ging es vor allem darum, die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen. Das war für einige der Unternehmen in unserem Portfolio – beispielsweise eine Hotelkette und einen Messebauer – eine sehr schmerzhafte Phase. In einer zweiten Phase drehte sich bei einigen Firmen dann alles um die Liquidität – hier haben wir bei einigen Unternehmen selber stützend eingegriffen, aber auch Banken und staatliche Hilfen in Anspruch genommen. So hat der Mittelstand die Krise in den letzten zwölf Monaten einigermaßen gut in den Griff bekommen. In der aktuellen, dritten Phase schauen wir nach vorn und entwickeln langfristige Perspektiven.

Wie sieht es denn beispielsweise bei der Hotelkette gerade konkret aus?

Die meisten Häuser sind nach wie vor geschlossen, ein Großteil der Mitarbeiter ist in Kurzarbeit. Trotzdem kämpft das gesamte Team dafür, dass es weitergeht – es erfordert sehr viel Kraft, diese Motivation zu erhalten. Eine andere Firma, die Innenausbau für Flugzeuge betrieben hat, mussten wir tatsächlich in die Insolvenz gehen lassen. Das gehört zu den unschönen Momenten im Leben eines Beteiligungsmanagers – aber wir sind eben Partner nicht nur für gute, sondern auch für schlechte Zeiten.

Zurzeit werden viele Geschäftsmodelle infrage gestellt – wie reagieren die Unternehmen auf diesen Ruf nach Zukunftsfähigkeit und wo setzen sie an?

Jede Veränderung tut weh, und viele Menschen tun sich schwer mit Veränderung. Hier hat die Corona-Krise tatsächlich einen positiven Einfluss, indem sie die Veränderungsbereitschaft erhöht hat. Unternehmen haben gelernt, wo sie verwundbar sind, was nicht funktioniert und wie sie schneller vorankommen. Diesen Schwung und diesen Mut gilt es mitzunehmen. Geschäftsmodelle müssen jedoch immer infrage gestellt werden, nicht nur in schlechten Zeiten: Die Veränderung der Wirtschaft ist schneller als früher, deshalb muss ich mir auch früher und entschiedener Gedanken darüber machen, was ich verändern muss.

Viele sprechen ja gerade von einem „Restart“ – wie könnte ein Durchstarten mit Blick auf 2030 gelingen?

In Zeiten größter Unsicherheit gibt es drei verschiedene Verhaltensmuster: Der eine Typ Mensch steckt den Kopf in den Sand, der zweite entscheidet sich für das Fahren auf Sicht. Ersteres hilft niemandem weiter, Letzteres hilft einem zwar zu überleben, bringt das Unternehmen aber nicht nach vorne. Am erfolgversprechendsten ist der dritte Ansatz: in Zeiten größer Unsicherheit ganz weit nach vorne zu blicken und einen echten Strategieprozess anzustoßen. Die Frage ist nicht „Wie segle ich weiter über den Ozean?“, sondern „Wohin will ich eigentlich und wie komme ich dahin?“ Bei einen echten Restart muss ich mich also nicht fragen, wie ich durchs nächste Jahr komme, sondern mein Geschäftsmodell so anpassen, dass ich in zehn Jahren der Beste und Erfolgreichste in meiner Branche bin.

Was ist vor diesem Hintergrund Ihre Prognose für den Mittelstand?

Der Mittelstand wird der Anker der deutschen Wirtschaft bleiben, auch 2030 wird es starkes Unternehmertum in Deutschland geben. Für eine gute Zukunft sind aus meiner Sicht drei Dinge notwendig: Als erstes braucht man die richtigen, motivierten People, als zweites braucht man Power – in Form von Geld und Umsetzungsstärke. Und das dritte P ist die Perspektive: Hier geht es um Innovationen, Ideen und eine langfristige Strategie. Wenn wir diese drei Dinge zusammenhalten, werden wir in Deutschland weiter erfolgreich wachsen und uns nicht von Chinesen oder Amerikanern das Wasser abgraben lassen. Wir müssen nur dranbleiben!

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(Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Podcast „punktgenau“ vom 24. Juni 2021, den Sie hier in voller Länge hören können. Der Podcast ist auch auf itunes und podigee verfügbar)

Bild: Tama66 @pixabay.com