Mut schlägt Kompetenz

Die Sanierung von Unternehmen und die Suche nach entsprechenden Investoren sind seit Jahren die Leidenschaft von Peter Rasenberger. In Wien etabliert er seit 2016 einen Think- & Do-Tank, der Wirtschaft neu denken möchte – ich habe mich mit ihm darüber unterhalten, wie man Transformation und Sanierung anders angehen kann.

 Was verstehen Sie unter Transformation, Herr Rasenberger?

Transformation meint zunächst einmal den Prozess der Veränderung vom aktuellen Ist-Zustand zum angestrebten Ziel. In der Wirtschaft ist der Auslöser für eine solche Transformation oftmals nicht der Wunsch nach Veränderung, sondern eine Disruption: Die Veränderung wird erzwungen. In den Wirtschaftswissenschaften sprechen wir hier von einem „asynchronen Schock“: Danach kann ein System nicht mehr in den Ausgangszustand zurückkehren. Es muss grundlegend neu gedacht werden.

Was brauchen Unternehmen, um auf diese Transformations-Reise zu gehen?

Es ist wichtiger, Mut zu haben als Sachverstand – denn Sachverstand kann ich kaufen, Mut nicht. Transformation benötigt die Erkenntnis, dass die Zeit des Handelns gekommen ist – egal wie erschöpft ich gerade bin und wie groß die Ungewissheit ist. Als Unternehmer muss ich beispielsweise damit umgehen, dass kein Wissenschaftler der Welt mir verlässliche Prognosen zur Entwicklung der Corona-Pandemie geben kann. Ich muss unter den Rahmenbedingungen der Nicht-Planbarkeit gute Ergebnisse zeigen können. Wer gerne besonders gut plant und besonders sichere Antworten haben will, wird am Thema Transformation mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern.

Für mich als Kaufmann ist in Sachen Transformation natürlich vor allem eine Frage spannend: Wie sollen die Unternehmen das alles finanzieren?

Ich höre oft, dass für eine Transformation kein Geld zur Verfügung steht – das scheint mir allerdings ein Vorwand zu sein, um nicht handeln zu müssen. Nichthandeln ist aber keine Option, weil das möglicherweise das Ende des Unternehmens bedeutet. Und wenn es eines auf diesem Planeten im Überfluss gibt, dann ist es Geld. Es mangelt nicht an Geld, sondern an ernsthaftem Interesse. Ein Unternehmen muss sich fragen: Wie schaffen wir es, dass andere für unsere Produkte oder Services ernsthaft Geld ausgeben wollen? Es geht nicht darum, etwas billiger oder besser zu produzieren – es geht darum, etwas zu produzieren, nach dem es einen echten Bedarf gibt. Startpunkt einer solchen Transformation sollten immer die Dinge sein, die sofort getan werden können und – neben dem Einsatz der eigenen Zeit – kaum weitere Kosten erzeugen. Es ist erstaunlich, wie viel gemacht werden kann, ohne gleich Hunderttausende oder Millionen auszugeben. Es fehlt nicht an Geld, es fehlt an nachhaltigen, guten und umsetzbaren Ideen.

Abschließend: Was brauchen Unternehmen, um erfolgreich in 2030 anzukommen?

Wenn wir davon ausgehen, dass es weder an Geld noch an Fachwissen mangelt, dann ist der größte Engpass, dass Morgen zu denken und aktiv anzugehen. Mut schlägt Kompetenz, Handeln ist wichtiger als Reden. Es sind einzelne Menschen, die den Unterschied machen: Sie haben den Mut, das Neue zu denken und auszuprobieren, und die Bereitschaft, dabei auch Fehler zu machen. Eines Tages werden wir auf die Corona-Zeit zurückschauen und sagen: Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Aspekte, die Corona gebracht  hat, waren zentral dafür, wie wir das Jahr 2030 gestaltet haben. Restaurants, Automobilherstellung und Mobilität werden anders funktionieren, weil es Covid gab. Wünschenswert wäre es, wenn wir auf einen solchen Weg seltener gezwungen werden müssten, sondern ihn eigenständig durchdenken und mehr experimentieren.

 

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(Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Podcast „punktgenau“ vom 28. Januar 2021, den Sie hier in voller Länge hören können.)

Bild: Brett Jordan @unsplash.com