Weil Zuhören so schwer fällt….

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Langspielplatte? Meine war seinerzeit das Debutalbum von Kim Wilde, damals in den 80zigern! Aber wie haben sich die Zeiten doch geändert. Der Plattenspieler ist nur noch Deko, zumindest bei mir, meine LP´s sind in einem Karton.

Das Auflegen der schwarzen Vinylscheibe, das erste Knistern, und dann erst ging´s los. Wir lauschten der Musik mit einer Geduld, es wurde nicht „gezappt“, sondern in aller Ruhe genossen und zu Ende gehört. Haben wir verlernt mit Langsamkeit umzugehen und haben damit u.a. der Vinyl den Garaus gemacht?

Vermutlich ja. Und so ist es kein Wunder dass dieses beruhigende Ritual „Platte auflegen, zurücklehnen, Knistern  genießen und zuhören“ in unserem Leben keinen Raum mehr hat. Wir wundern uns, dass traditionsreiche Unternehmen keinen Platz mehr haben in unserem Leben und halten Unternehmensgründer und Unternehmenslenker für die Verantwortlichen. Doch so einfach ist es dann doch nicht, oder?

Was ist der Grund, daß ehemals führende Anbieter im Musikbusiness wie Dual oder Technics nur noch ein Nischendasein fristen? Ist es nur der technische Fortschritt, das „simplyfy your life“ Ding des 20. Jahrhunderts, oder ist es die Erfindung des „smartphone“? Was ist denn genau die Ursache? Wie immer ist es eine Mischung aus verschiedenen Themen. Das Zuhören ist verloren gegangen,weil wir quasi Informationen und Nachrichten „jetzt und sofort“ verfügbar haben, ständig uns mit e-mails oder WhatsApp herumschlagen und das Gefühl haben, diese auch immer „jetzt und sofort“ beantworten zu müssen. Auffällig ist der Verlust des Blickes für das Wesentliche, alles wird zu einem Projekt und irgendwie ist es uns auch nicht mehr so wichtig.

Das Resultat sind Kommunikationsmissverständnisse. Kennen Sie, oder?

Abhaken und weiter – so könnte die Devise der digitalen Welt lauten.

Zuhören ist deswegen auch so schwer geworden, weil die Sender nur noch in Floskeln sprechen, keine Standpunkte einnehmen, keine Meinung hat, Dinge aussitzen und wir uns am Ende in endlosen, meist oberflächlichen Schleifen der Kommunikation bewegen. Statt dem Gespräch hören wir heute viel Gerede, vor allem im öffentlichen Raum. Wir brauchen daher mehr Achtsamkeit für die Sprache und eine hohe Sensibilität für die Macht und Wirkung von Worten. Für die fachliche Problemlösung benötigen wir immer eine technische Sprache.

Aber wir müssen darauf achten, die Techniksprache nicht als Dialogsprache zu verwenden. Sonst behandeln wir den Menschen genauso wie unser Handwerkszeug.

Und gerade deshalb ist es in digitalen Zeiten so wichtig, wenn wir uns Zeit nehmen und zuhören.

War früher unsere Kommunikation nun leichter oder besser? Nein, sie war einfach nur eine andere, der Zeit angepasst. Und :

Haben wir früher mehr Zeit zum Zuhören gehabt? Ja, vielleicht, weil die Möglichkeiten der Kommunikation auf Telefon begrenzt waren und reale Treffen beim Wirt neben an oder dem Café einen höheren Stellenwert hatten. In digital so dynamischen Zeiten besinnen sich Fans der Schallplatte und machen sie zu einem hochwertigen Liebhaberstück. Das physische Produkt ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil für das persönliche Erlebnis vieler Menschen. Wann legen Sie wieder einmal Ihre Lieblinsscheibe auf oder treffen sich mit Freunden beim Wirt?

Titelbild: Markus Hein/ Pixelio.de

 

Schreibe einen Kommentar